PROF. DR. THOMAS TOPFSTEDT

Ostdeutsche Baukultur oder Baukultur in Ostdeutschland?

Gradmesser für Baukultur ist nicht allein die Qualität einzelner herausragender Bauten, sondern ist die Bewältigung der sozialen, funktionellen und raumgestalterischen Aspekte der gesamten Stadtentwicklung. In Ostdeutschland kommt zu diesen Aufgaben die unausweichliche Auseinandersetzung mit den zu DDR-Zeiten erbrachten Bauleistungen. Die Ernst-Reuther-Allee in Magdeburg, die wiedergewonnenen Platzfolge von Fischmarkt und Holzmarkt in Halberstadt und die Ergebnisse des Wettbewerbs zur Neugestaltung des Dresdner Altmarktes sind dafür eindrucksvolle Beispiele. Sie zeigen, wie breit die Palette der Lösungswege ist, und dass baukulturelle Ansprüche nicht aus abstrakten Leitbildern, sondern nur aus den konkreten Bedürfnissen und Möglichkeiten des jeweiligen Ortes entwickelt werden können.

Vortrag auf der Tagung zur Gründung der Nordeuropäischen Bauakademie in Wismar, Oktober 2000

Zum Autor: Prof. Dr. Thomas Topfstedt lehrt Architektur, Städtebau und Denkmalpflege am Institut für Kunstgeschichte der Universität Leipzig. Weitere Forschungsschwerpunkte sind die Kunst der DDR, Sachsens und Leipzigs.