SEIT 2010

Wilhelm-Leuschner-Platz mit Markthallenviertel

Der Wilhelm-Leuschner-Platz und das angrenzende ehemalige Markthallenviertel sollen in den nächsten Jahren zu einem neuen Quartier entwickelt werden. Geplant sind ein vergrößerter Platz und drei Baufelder.

Der Wilhelm-Leuschner-Platz und das angrenzende Markthallenviertel soll in den nächsten Jahren zu einem neuen Stadtviertel entwickelt werden. Erster Baustein ist dabei die Platzgestaltung und das Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal. Besonders dieses Denkmal sorgt schon allein für schlechte Stimmung auf dem Platz, da es sich nicht als würdiges Denkmal einpasst, der neue Platz nun dreieckig geformt ist und zwischen Markthallenstraße und Grünewaldstraße drei Blöcke entstehen sollen. Wir wollen das Oval vom Königsplatz zurück, eine kleinteilige Bebauung zwischen Wilhelm-Leuschner-Platz und Grünewaldstraße und die Markthalle mit historischer Fassade.

B-Plan der Stadt Leipzig

Zur Entwicklung des Wilhelm-Leuschner-Platzes und seiner östlichen Nebenfläche bis zur Grünewaldstraße, stellte die Stadt Leipzig den Bebauungsplan „Nr. 392, Wilhelm-Leuschner-Platz/Ost“ auf. Dazu fanden im Herbst 2012 auch ein Bürgerforum und eine Ausstellung mit Entwürfen des Workshops zur städtebaulichen Umgestaltung im Neuen Rathaus statt. Bis 2008 war es seitens der Stadt geplant, den historischen Stadtgrundriss beider erwähnter Flächen wiederherzustellen. Mit Beschlüssen vom Stadtrat in den Jahren 2008 und 2009, wurde einiges geändert: Wiedererrichtung einer Markthalle (weitgehend am historischen Standort), Bestandssicherung des Bowlingtreffs und der mögliche Standort des Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmals. Im März 2010 fand eine Städtebauwerkstatt und im Dezember selben Jahres ein Bürgerforum statt, das grundlegende Änderungen mit sich brach. Der Wilhelm-Leuschner-Platz wurde nun


nach Osten vergrößert (Dreiecksfläche) und rechts daneben drei durch Straßen unterteilte Blöcke, wovon in der Mitte die Markthalle Platz nehmen soll. Damit wird der historische Königsplatz in seiner alten Form und eine Bebauung zwischen Wilhelm-Leuschner-Platz und Markthallenstraße nicht mehr zurückkommen. Im Einzelnen: Für die Markthalle wird ein Sondergebiet mit Festsetzung von Lage und Art der Nutzung festgesetzt. Weitere Regelungen, wie die architektonische Gestaltung, sollen in einem gesonderten vorhabenbezogenen B-Plan in Verbindung mit einem städtebaulichen Vertrag zustande kommen. Der nördliche und südliche Block sollen höchstens eine Höhe von 21 Metern bekommen, wovon bei zwei Teilpunkten höhere Gebäude zulässig sind. Bei den neuen Gebäuden sollen 20 % für Wohnungen berücksichtigt werden. Die Läden sollen durch ihre Vielfalt geprägt sein, die nicht mehr als 800 m² groß sein dürfen, und eine Belebung durch Fußgänger hervorrufen. Die Hausfassaden, die zum Wilhelm-Leuschner-Platz gerichtet sind, sollen Arkadengänge erhalten.

Unsere Stellungnahme und Forderungen

  • Das Stadtforum Leipzig wünscht und fordert die Aufnahme der historischen Baufluchten auf dem Plangebiet. Das heißt: die Wiederherstellung des Platzes in Form des alten Königsplatzes und die Bebauung zwischen Wilhelm-Leuschner-Platz (Königsplatz) und Markthallenstraße sowie auf den drei geplanten Flächen im östlichen Bereich. Dabei begrüßen wir auch die Verlängerung der Leplaystraße, parallel zur Brüderstraße. Dazu weitere Einzelheiten:

 

  • Der Bereich östlich des Wilhelm-Leuschner-Platzes kann seiner verbindenden Funktion zwischen Stadtkern und Zentrum-Süd nur gerecht werden, wenn er eine ausreichende Menge urbaner Nutzungen in hoher citytypischer Dichte sowie hohe Verweilqualitäten anbietet und damit urbanes Flair ausstrahlt. Eine nur einseitige Geschäftslage auf der Ostseite der Markthallenstraße kann dies nicht leisten. Ohne die schützende Westseitenbebauung wird die Markthallenstraße zudem von den Fußgängern als zugig und unbehaglich empfunden werden.

 

  • Die große, den Baublock westlich der Markthallenstraße, mit einschließen der Platzform ist überwiegend nachteilig. Durch die Preisgabe erheblicher Bauflächen wird die potentielle urbane Kraft dieses Stadtviertels von vornherein eingeschränkt und geschwächt. Die keilförmige Aufweitung lässt den Platz auseinander klaffen und verunklärt die Form. Die Wegachse für Fußgänger und Radfahrer wird von der traditionellen, direkten Linie abgelenkt und deutlich nach Osten verzogen.

 

Für die Markthalle ist es weniger entscheidend, in der ersten Reihe zu stehen; vielmehr setzt ihre wirtschaftliche Existenzfähigkeit neben einem modernen Basiskonzept (z.B. Kopplung mit Gastronomie) vor allem ein vitales Umfeld mit einem kleinteiligen Gefüge aus Läden, Cafés und Restaurants, Dienstleistern, öffentlichen Einrichtungen und eine hohe Arbeitsplatzdichte voraus.

  • Nur die große Quartiertiefe ermöglicht ein spannendes Gefüge aus unterschiedlichen, auch vom Außenlärm abgeschirmten, intim wirkenden Stadträumen. Ein bis auf die Markthallenstraße zurückspringendes, deutlich reduziertes Quartier, schränkt die städtebaulichen Möglichkeiten der Binnengliederung und damit die Erlebbarkeit des Viertels erheblich ein.

 

  • Die Wiederherstellung des Wilhelm-Leuschner-Platz in der gestreckten Ovalform ermöglicht, an das hier fast komplett verlorene historische Stadtbild anzuknüpfen. Die Klarheit der Raumfigur schafft Identität, fördert die Adressbildung und verstärkt die direkte Wegachse zwischen Zentrum-Süd (Peterssteinweg) und Innenstadt (Petersstraße). Das alte Grassimuseum bildet (mit der zu rekonstruierenden Dachform) als bedeutendes Baudenkmal uneingeschränkt die südliche Platzwand.

 

  • Die historische Ausdehnung des Platzes, die etwa der Größe des Marktplatzes entspricht, bietet ausreichend Raum für ein, wie auch immer, strukturiertes Denkmal. Da Bauquartier, Platz und Denkmal in enger Wechselbeziehung zueinander stehen, wird ein lebendiges, stark frequentiertes Viertel auch die Wirkung des Freiheits- und Einheitsdenkmals stärken. Umgekehrt werden sich etwaige strukturelle oder funktionale- Defizite des Stadtteils ebenso nachteilig auf Platz und Denkmal auswirken.

 

Die konstruktiven Probleme einer Überbauung des unterirdischen CTL-Hp. sind lösbar. Gespräche mit potentiellen Investoren haben gezeigt, dass Nutzungsmöglichkeiten für den Baublock zwischen WLP und Markthallenstraße gesehen werden. Wenn auch eingeschränkt, können dort Gebäude errichtet werden.

Isometrie zum städtischen B-Planentwurf

Der Vergleich der beiden Isometrien unterstreicht die Forderung des Stadtforums nach einer Veränderung des städtischen B-Planentwurfes. Aufgrund der erheblichen Aufweitung der Fläche wäre der neue Stadtplatz kaum erfassbar. Die Freifläche ist völlig überdehnt und zeigt die für die Stadt kostenintensivste Ausformung.

Zeichnung: Stefan Riedel Architekt BDA

Isometrie zum Alternativ-Rahmenplan des Stadtforums Leipzig

Zeichnung: Stefan Riedel Architekt BDA

Das Areal im gegenwärtigen Zustand.

Eingegrenzt vom Wilhelm-Leuschner-Platz, Martin-Luther-Ring, Roßplatz, Grünewaldstraße und Windmühlenstraße.

Blick von der Grünewaldstraße zur Brüderstraße. Die Straßenbahntrasse verhindert eine Querungsmöglichkeit für den Individualverkehr. (2013)

Auf dem ehemaligen Markthallengrundstück ist heute ein Parkplatz. Im Hintergrund verläuft die Grünewaldstraße. (2013)

Mitten im Stadtzentrum von Leipzig mit Ausblick zum Neuen Rathaus. (2013)

Die Markthallenstraße in Richtung Roßplatz mit ehemaligem Bowlingtreff. (2013)

Ausblick von der Stadtbibliothek auf den Wilhelm-Leuschner-Platz in Richtung Innenstadt. Rechts die City-Tunnel-Zugangsstation. (2014)

Die Zugangsstation des City-Tunnels an der Südseite des Platzes. (2014)